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Nationalepos eines Kosmopoliten

Franz Liszt: Ungarische Rhapsodien

17.11.2021 — von Robin Passon

Die Wege, Kinder an die Musik heranzuführen, sind vielfältig: Von Angeboten in der Musikschule über „Klassik für Kinder"-CDs bis zur Aufführung von Mozarts Zauberflöte für Kinder erstreckt sich ein großes Angebot. Dass Musikvermittlung aber auch anders, auf scheinbar banalem Wege, funktionieren kann, zeigt mir ein kurzer Tom-und-Jerry-Cartoon mit dem Titel „Concert Madness“. Als Kind war ich begeistert von diesem Cartoon, woran genau das lag, weiß ich heute gar nicht mehr so genau. Eingebrannt hat er sich mir jedenfalls als einer meiner liebsten Zeichentrickfilme.

William Hanna/Joseph Barbera: The Cat Concerto (1946)

Einige Jahre später, inzwischen war ich ein Jugendlicher, der Tom-und-Jerry-Cartoons lange hinter sich gelassen hatte, ließ ich ein Album mit klassischer Musik nebenbei laufen. Plötzlich schreckte ich auf, majestätische Akkorde eröffneten ein Stück und weckten in wenigen Sekunden alte Erinnerungen. Auch wenn ich nicht direkt wusste, woher ich diese Akkorde kenne, hatte ich doch sofort das dazugehörige Stück im Kopf. Nach einem Blick auf die Titelliste erfuhr ich dann auch endlich, welches Werk mich da seit Jahren faszinierte: Franz Liszts „Ungarische Rhapsodie Nr.2“.

Sofort drängten sich neue Fragen auf: Wie viele von diesen Rhapsodien gibt es noch zu entdecken, was hat es mit der Bezeichnung „ungarisch“ auf sich, und was ist eigentlich eine Rhapsodie?

Die Improvisation, seit jeher bei Musikern beliebt, um das eigene Können unter Beweis zu stellen, etablierte sich im späten 18. Jahrhundert auch in schriftlicher Form. Dabei hielten Komponisten ihre zuvor flüchtigen musikalischen Gedanken auf Papier fest.

Eines der ersten Werke dieses neuen Stils war die Sammlung „Musicalische Rhapsodien“ von Christian Friedrich Schubart. Der Begriff des Rhapsodischen steht allerdings weniger für eine festgelegte Gattung, sondern vielmehr für einen Kompositionsstil. Dieser zeichnet sich durch Virtuosität, improvisatorischen Charakter und oftmals auch durch Lokalkolorit aus. Im Zuge der Romantik erlebte der rhapsodische Stil Mitte des 19. Jahrhunderts dann seinen Höhepunkt. Bis zu diesem Zeitraum entstanden Werke wie Schuberts Impromptus, Liszts Rhapsodie Espagnole, aber auch Brahms’ Ungarische Tänze oder Griegs Norwegische Tänze, die allesamt der rhapsodischen Ästhetik entsprechen. Besonderen Einfluss auf Franz Liszt hatte Franz Schuberts Divertissement a l’Hongroise. Neben Transkriptionen, die er von diesem Werk anfertigte, sah er darin vor allem ein Vorbild für seine Ungarischen Rhapsodien. Die Hauptmerkmale von Schuberts Werk, die Improvisation über ungarische Melodien in einer sektionalen Struktur, weisen auch Liszts Rhapsodien auf.

Liszts neunzehn Ungarische Rhapsodien lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Die ersten fünfzehn sind zwischen 1851 und 1853 während seiner Tätigkeit als Kapellmeister in Weimar entstanden. Ihnen liegen volkstümliche Melodien zugrunde, die Liszt auf seinen Konzertreisen durch Ungarn aufschnappte und in seinem Notizbuch festhielt. Erst knapp dreißig Jahre später komponierte Liszt dann die letzten vier Rhapsodien Nr. 16 bis 19 zwischen 1882 und 1885. Diese schrieb der Komponist allerdings über eigene Themen.

Wie die meisten Werke Liszts haben auch seine Ungarischen Rhapsodien mehrere Überarbeitungen und Veränderungen erfahren: Bevor sie in der heute bekannten Form als Sammlung von neunzehn Rhapsodien veröffentlicht wurden, erschienen frühe Fassungen in kleinen Klavierheften. Das Material der ersten vier Hefte schickte Liszt seinem Wiener Verleger Tobias Haslinger 1840. Im Laufe der nächsten drei Jahre wurde dieses unter dem Namen Magyar Dallok veröffentlicht. Auf seiner zweiten Ungarnreise 1846 intensivierte sich dann das Bestreben des Komponisten, ungarische Volksmusik zu sammeln. Nicht nur der Kontakt zu örtlichen Kapellen wurde enger, auch der Titel der Hefte änderte sich zu Magyar Rapsódiák. Dass diese späteren Hefte deutlicher als die frühen den Ungarischen Rhapsodien ähneln, zeigt den Wandel auch auf musikalischer Ebene an. Aus den siebzehn einzelnen Vorläufern der Klavierhefte konstruierte Liszt später seine Rhapsodien Nr. 3 bis 15. Die sechs anderen Rhapsodien entstanden unabhängig von den Heften. In seiner Schrift Des Bohémiens et de leur musique en Hongrie, ursprünglich als Vorwort zu seinen Ungarischen Rhapsodien geplant, erinnert sich Liszt an den Vorgang der Zusammensetzung folgendermaßen:

Die Fragmente [...] die wir bereits vereinzelt hatten erscheinen lassen, unterlagen einer neuen Prüfung. Sie wurden revidiert, umgeschmolzen und mit anderen in der Absicht verbunden, das Wesentliche derselben zu einem Körper zusammenzufassen, der so gekittet ein Werk darböte, das ungefähr mit dem korrespondiert, was, wie wir uns erlaubt haben zu glauben, als ein Epos zu betrachten ist.

In diesem Zitat offenbart sich die Absicht, die Liszt mit seinen Rhapsodien verfolgte: Er wollte den Ungarn ein Nationalepos widmen. Über ein solches Epos verfügten laut seiner Ansicht bereits sämtliche westeuropäische Nationen, die Ungarn allerdings nicht. Da insbesondere deren Kultur Liszt stark faszinierte, versuchte er seine Wahrnehmung von Ungarn in einem großen Zyklus abzubilden und sie so auch in Zentraleuropa sichtbarer zu machen. Seinen Patriotismus demonstriert er in der Schrift deutlich:

Jede dieser Schöpfungen schien uns immer den Teil eines poetischen Zyklus zu bilden, der bemerkenswert ist durch die Einheit seiner ungeheuer nationalen Inspiration, in dem Sinne, als sie nur einem einzigen Volk angehört und dessen Seele und innerste Gefühle vollkommen wiedergibt. [...] Hierbei wuchs die Überzeugung immer fester in uns, daß diese losgetrennten Stücke [...] Bruchstücke eines großen Ganzen seien, daß sie sich vollkommen zur Zusammenfügung eines harmonischen Gesamtwerkes eignen würden [...] , das die Quintessenz ihrer hervortretendsten Eigenschaften und frappantesten Schönheiten in sich schlösse [...] und als eine Art nationales Epos betrachtet werden könnte.

Bis Liszt so voller Eifer über Ungarn schrieb, dauerte es allerdings eine ganze Weile: Am 22.10.1811 im damals ungarischen, inzwischen österreichischen Dorf Raiding geboren, wuchs Franz Liszt deutschsprachig auf. Das war damals bei Familien wie den Liszts, die als zugezogene Deutschsprachige in Ungarn lebten, nichts Ungewöhnliches. Nachdem sie zu Beginn der 1820er Jahre Französisch gelernt hatte, reiste die Familie fortan quer durch Europa, zunächst um ihrem musikalisch hochbegabten Sohn die beste Ausbildung zu ermöglichen, später auf Konzertreisen. Anschließend lebte Liszt mehrere Jahre in Paris, währenddessen er Frankreich als sein Vaterland bezeichnete. Daran schlossen sich Wanderjahre quer durch Europa als Klaviervirtuose und Dirigent an. 1839 kehrte er zum ersten Mal seit seiner Kindheit nach Ungarn zurück und bereiste das Land seitdem regelmäßig. Im Laufe dieser Aufenthalte entwickelte sich Liszts Faszination für die ungarische Kultur und sein Selbstverständnis als Patriot. Gleichzeitig sammelte er hierbei die Themen, auf deren Grundlage er später seine Rhapsodien schuf. Dass dieser Zyklus eng mit seiner Identifikation zu den Ungarn zusammenhängt, zeigt die Tatsache, dass Liszt seine Rhapsodien beinahe nur in seinem Geburtsland öffentlich spielte. Ungarisch lernte Liszt dennoch erst in den 1870er Jahren.

Franz Liszt 1838

Franz Liszt im Jahr 1838, Gemälde von Henri Lehmann (gemeinfrei)

Was der Komponist allerdings nicht wusste: Die von ihm verwendeten Vorlagen waren keineswegs die traditionelle Musik der Ungarn. Viel mehr war es zeitgenössische Musik ohne größere Bedeutung für die Kultur der Magyaren, also der autochthonen Ungarn. Neben Gebrauchsmusik wie Militärmärschen verarbeitete Liszt zeitgenössische ungarische Kunstmusik von Komponisten wie József Kossovits oder Mark Roszavölgyi. Um tatsächlich die traditionelle Musik Ungarns kennenzulernen, hätte Liszt in die abgelegenen Gegenden des Landes reisen müssen. Durch ihre isolierte Lage konservierten Regionen wie Transsilvanien die jahrhundertealte Volksmusik Ungarns. Diese Musik blieb allerdings noch mehrere Jahrzehnte unbekannt, bis Komponisten wie Béla Bartók und Zoltán Kodály sie um 1900 nach und nach entdeckten. Ein weiteres Missverständnis offenbart sich auf ethnologischer Ebene: Liszt verstand offenbar die Ungarn als Sinti und Roma. Das lässt bereits der Titel seiner Veröffentlichung Des Bohémiens et de leur musique en Hongrie erahnen, beim Lesen des Inhalts verhärtet sich dieser Eindruck dann. Die Ungarn, genannt Magyaren, sind die Bewohner des Staatsgebietes Ungarn, die eine eigene (Musik-)Kultur pflegen. Die Sinti und Roma sind hingegen eine umherziehende ethnische Gruppe, die keinem festen Gebiet zugeordnet werden können und deren Kultur sich aus all den Einflüssen speist, die sie auf Wanderschaft erfahren.

Die Musikensembles der umherziehenden Sinti und Roma griffen deshalb lediglich die bereits existierende Musik auf und nutzten sie als Grundlage für ihre virtuosen Improvisationen. Dieser freie Umgang mit der Musik ist es auch, der sich deutlich in Liszts Werk widerspiegelt.

Musikkapelle der Sinti und Roma

Eine Musikkapelle der Sinti und Roma in Ungarn (gemeinfrei)

Neben dem klanglichen Effekt ermöglicht ihm die Spielweise der Sinti und Roma die verhältnismäßig großen Dimensionen der Rhapsodien. Derart kurze Motive wie die von Liszt verwendeten waren bei anderen Komponisten für die Verarbeitung in kurzen Charakterstücken prädestiniert. Durch geschickte Variation von Harmonik, Rhythmus und Melodik schöpft Liszt aber einen unerwartet großen Reichtum aus den simplen Vorlagen und vergrößert so die Ausmaße seiner Werke. Verzierungen wie Triller oder Arpeggios verleihen den Motiven zusätzlich neue Charakteristika. Trotz dieser Mittel zur Variation der Themen wird ihre Grundstruktur nicht verändert. So gliedern sich die Rhapsodien in mehrere Abschnitte, wobei pro Abschnitt ein Thema in verschiedensten Formen auftaucht. Damit offenbart sich ein wesentlicher kompositorischer Unterschied zwischen Liszts Rhapsodien und seinen schematischen Kompositionen wie der h-Moll-Sonate. Im Gegensatz zu den Rhapsodien liegt in der Sonate das Ziel gerade in der Veränderung der Struktur der einzelnen Themen. Durch fortwährende Veränderung entwickelt Liszt neue Ideen mit wieder anderen Charakteristika.

Es wird klar, dass die Rhapsodien durchaus als virtuose Werke angelegt sind, diese Virtuosität allerdings keinen rein dekorativen Charakter innehat, sondern einer Übertragung der kunstvollen Spielweise der Sinti und Roma auf das Klavier entspricht.

Liszt selbst bezeichnete das Klavier als das Instrument, das „das Gefühl und die Form“ der Kunst von Sinti und Roma am besten „in ihrer Wesenheit wiedergeben konnte". Das Hammmerklavier mit seinem Tonumfang von fast acht Oktaven und gesteigertem Klangvolumen behandelte Liszt wie ein ganzes Orchester. Zu den Techniken, die sich in seinen Rhapsodien vielfach entdecken lassen, gehören das Überlagern verschiedener Klänge und das Ausreizen von Registern und Texturen bis an ihre Grenzen. So erschloss sich Liszt gänzlich neue Klangfarben des Klaviers für seine Kompositionen, die ihm neue Formen des Ausdrucks ermöglichten.

Um den klanglichen Besonderheiten der Sinti und Roma noch näher zu kommen, imitierte Franz Liszt auch ganz konkret ein Instrument: das Cimbalom. Dabei handelt es sich um ein Hackbrett, das mit kleinen Schlägeln gespielt wird und besonders im slawischen Raum populär ist.

Jenö Farkas, Cimbalom-Solo

Im Notenbild ist deutlich zu erkennen, dass Liszt es verstand, den flimmernden Klangeffekt des Instruments zu imitieren.

3. Ungarische
Rhapsodie 3. Ungarische Rhapsodie (hören)

11. Ungarische Rhapsodie

Beginn der 11. Ungarischen Rhapsodie (hören)

Auf harmonischer Ebene näherte sich Liszt der Folklore vor allem durch die spezielle Tonleiter der Sinti und Roma an. Anders als gewöhnliches Dur und Moll weist diese Tonleiter einen Ganztonschritt, vier Halbtonschritte und sogar zwei übermäßige Sekunden auf. Durch diese ungewöhnlichen Intervalle klingt die Tonleiter fremdartig und scheint stets zwischen Dur und Moll zu changieren.

Tonleiter der Sinti und Roma

Ein deutliches Beispiel für die Verwendung dieser Tonleiter ist der Beginn der 13. Ungarischen Rhapsodie:

13. Ungarische Rhapsodie

13. Ungarische Rhapsodie (hören)

Auch die Struktur seiner Rhapsodien wollte Liszt den folkloristischen Stücken nachempfinden und so übernahm er den Aufbau des Verbunkos, eines populären ungarischen Tanzes, der häufig von den umherziehenden Ensembles gespielt wurde. Zu Beginn erklingt ein langsamer Teil, lassan genannt, der meist noch etwas schwermütig und düster wirkt. Ein gutes Beispiel für einen solchen lassan findet sich in der 2. Ungarischen Rhapsodie in cis-Moll. Schwere Akkorde eröffnen das Werk und festigen die Grundtonart. Zu dem wehmütigen Thema gesellen sich einige Verzierungen, stellenweise scheint sich Heiterkeit Bahn zu brechen. Auffällig ist hier die Imitation des Cimbaloms, die mit ihren hellen Klängen einen deutlichen Kontrast zum vorangegangenen bildet (1:55). Schließlich werden die hellen Klänge aber von der Schwere unterdrückt. Dann aber wird die friska, der bewegtere Teil des Verbunkos, von einem zarten Motiv eingeleitet (4:57). Zusehends entfaltet sie sich zu einem rasanten Ritt mit markanten Rhythmen und virtuosen Motiven, die deutlich machen, wo der Ursprung der Rhapsodien liegt.

Bei diesen mitreißenden Rhythmen wundert es nicht, dass sich die zweite Rhapsodie im Laufe der Zeit zu einem äußerst populären Werk klassischer Musik entwickelt hat. Die bekannteste der neunzehn Rhapsodien war sie ohnehin schon kurz nach ihrer Veröffentlichung im Jahre 1851. Neben der Originalfassung für Klavier hat Liszt in Zusammenarbeit mit seinem Schüler Franz Doppler auch noch Fassungen für Orchester von dieser und fünf weiteren Rhapsodien verfasst, was ihre Beliebtheit zusätzlich steigerte. Schließlich befahl der Komponist, ihm jedes, nur nicht dieses Stück vorzuspielen. Und sogar in die Popkultur hat die zweite Ungarische Rhapsodie Eingang gefunden. Bei der Recherche für diesen Artikel wurde mir klar, in wie vielen Filmen und Serien sie verarbeitet wurde: Von den Simpsons über Looney Tunes bis zu Tom und Jerry wurde sie aufgegriffen und zum Inbegriff pianistischer Virtuosität stilisiert.

Bei genauerem Hören fällt auf, dass vor allem die ersten fünfzehn Rhapsodien von der überreichen Ornamentik gekennzeichnet sind, wohingegen die letzten vier Rhapsodien beinahe karg erscheinen. Diese Eigenschaft teilen sie mit einer Reihe von Werken, die im gleichen Zeitraum entstanden sind: Der überwältigende Großteil der Kompositionen aus Liszts letzten Lebensjahren weist einen düsteren Charakter auf. Liszts intensive Beschäftigung mit der Vergänglichkeit und seinem eigenen Tod verleiteten ihn wohl dazu, seine Kompositionen minimalistisch zu gestalten.

Der Liszt-Biograf Christoph Rueger beschreibt diesen Wandel folgendermaßen:

Hatte er in der ersten Schaffensperiode Weltschmerz und revolutionäres Pathos in Töne umgesetzt, waren es später große, konfliktgeladene, schicksalhafte Themen [...] das Nachsinnen über die Vergänglichkeit und den Tod.

Und bereits im Februar 1883, über drei Jahre vor seinem Tod, schrieb Liszt an seine Biografin Lina Ramann:

Wie Sie wissen, trage ich tiefe Trauer im Herzen; sie muß hie und da in Noten ertönend ausbrechen.

Interessant erscheint aber auch Liszts Hinwendung zum Ungarischen in diesen Lebensjahren. Neben den letzten Ungarischen Rhapsodien entstanden die Historischen ungarischen Bildnisse auf berühmte Magyaren sowie die Puszta-Wehmut.

Bei eingehender Betrachtung wird klar, dass Liszts Ungarische Rhapsodien keinesfalls auf das Zur-Schau-Stellen der eigenen pianistischen Virtuosität abzielen. Sicherlich stecken viele schwierige und virtuose Stellen in ihnen, allerdings ist das ein Abbild des Musizierens, wie Liszt es in Ungarn erlebt hat. Mit dem improvisatorischen Charakter auf der einen und den facettenreichen Klängen und Ausdrücken auf der anderen Seite bemüht sich Liszt, Ungarn in einer größtmöglichen Bandbreite darzustellen. Beinahe wie in einem Kaleidoskop offenbaren sich der Hörerschaft erhabener Stolz ebenso wie heitere Verpieltheit oder Trauer und Melancholie. Wie sehr es ihm dabei gelingt, das Publikum mitzureißen und in seinen Bann zu ziehen, zeigt die Popularität der zweiten Rhapsodie. Über die oftmals steife Atmosphäre des Konzertsaals hinaus hat sie Eingang in popkulturelle Medien gefunden und begeistert Kinder und Erwachsene gleichermaßen.